Nicht jedem Erstsemester-Studierenden der VWl erschließt sich sofort, was sich hinter den Schwerpunkten Mikroökonomie und Makroökonomie verbirgt. Die Unterschiede sind jedoch immens, sodass man sich vor der Schwerpunktwahl gut informieren sollte, um später auch wirklich nach eigenen Interessen zu studieren.
Mikroökonomie im VWL-Studium
Die Mikroökonomie setzt sich mit einzelnen Wirtschaftssubjekten – dazu zählen Unternehmen und Haushalte – auseinander und untersucht Entscheidungsprobleme sowie Koordinationsvorgänge, die sich aus der Arbeitsteilung ergeben und berücksichtigt die Allokation knapper Ressourcen und Güter am Markt.
Entscheidend sind also im Wesentlichen
- Akteure des Marktes
- Marktstrukturen (Monopol, Oligopol, Polypol)
- der institutionelle Rahmen
Eine theoretische Grundlage dieses VWL-Zweigs geht auf Adam Smith und sein Werk „Der Wohlstand der Nationen“ zurück. Seit Ende des 19. Jahrhunderts erhielt eine Mathematisierung Einzug in die Mikroökonomie.
Teilbereiche der Mikroökonomie
- Haushaltstheorie: Nachfrageseite des Gütermarktes. Zentrale Fragestellungen nach dem Nutzen für den Nachfrager durch den Warenkorb. Stichworte sind hier Präferenzrelationen und Konvexitätsannahmen sowie Indifferenzkurven, die Nutzerverhalten beschreiben.
- Produktionstheorie: Angebotsseite des Gütermarktes. Verhältnis von Input- zu Outputfaktoren in der Produktionsfunktion.
- Preistheorie: Preisbildung als Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Stichwörter sind hier Wettbewerbsformen wie Monopole und ein Marktgleichgewicht.
Daneben haben sich neuere Teilbereiche wie die Transaktionskostentheorie etabliert, die Faktoren wie asymmetrische Information, begrenzte Rationalität und Opportunismus berücksichtigt. Die Evolutionsökonomik untersucht die Dynamik von Wirtschaftsprozessen, die Verhaltensökonomik erklärt ein von Rationalität abweichendes Nutzerverhalten.
Auch die Spieltheorie ist als Erweiterung der Mikroökonomik zu verstehen.
Standardannahmen der Neoklassik
Die Mikroökonomie geht für die Erklärung von Phänomen oftmals von Modellen auf der einen, Standardannahmen auf der anderen Seite aus, die Untersuchungen vereinfachen sollen. Dazu gehören:
- Homo oeconomicus: Annahme individuell rationalen Verhaltens
- Unternehmen streben nach Gewinnmaximierung
- Vollkommener Markt
- Vollständige Information
- Keine Externalitäten
Makroökonomie im VWL-Studium
Im Gegensatz zur Betrachtung einzelner Märkte in der Mikroökonomie fasst die Makroökonomie einzelne Akteure als Aggregat zusammen – das Gesamteinkommen aller Haushalte, der globale Kapitalmarkt oder des Finanzmarktes. Im Mittelpunkt von Fragestellungen steht stets die Rolle des Staates. Um die Komplexität jedoch im Rahmen zu halten, reduziert sich die Betrachtung der Märkte in der Regel auf vier:
- gesamtwirtschaftlicher Gütermarkt
- gesamtwirtschaftlicher Geldmarkt
- gesamtwirtschaftlicher Arbeitsmarkt
- gesamtwirtschaftlicher Wertpapiermarkt
Bei der Abstraktion mikroökonomischer Aussagen zu makroökonomischen Phänomenen ist Vorsicht geboten, wenngleich sich viele makroökonomische Phänomene mikroökonomisch begründen lassen.
Als Begründer der Makroökonomie gilt John Maynard Keynes. Dieser steht als Erklärungsansatz bis heute der (neuen) klassischen Makroökonomik gegenüber.
Teilgebiete der Makroökonomie
- Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
- Einkommens- und Beschäftigungstheorie
- Wachstumstheorie
- Konjunkturtheorie
Geschlossene und offene Volkswirtschaften
Als geschlossene Volkswirtschaften gelten Märkte ohne Handelsbeziehungen zum Ausland, d. h. Export und Import sind nicht vorhandene Größen. Wenngleich dieses Modell in der Realität nicht vorhanden ist, so sind
- Gütermarkt
- Geldmarkt
- Arbeitsmarkt
und deren Wechselbeziehungen zueinander relevante Größen. Bei offenen Volkswirtschaften hingegen sind insbesondere die Außenbeziehungen Untersuchungsgegenstand, sodass
- Zahlungsbilanz
- Wechselkurse
Berücksichtigung finden.
Methoden von Mikroökonomie und Makroökonomie
Trotz ihrer unterschiedlichen Themenschwerpunkte arbeiten Mikroökonomie und Makroökonomie mit ähnlichen Methoden.
- Partialanalysen untersuchen einzelne Wirtschaftssubjekte und deren Verhalten in den über Märkte vermittelten Tauschprozess bzw. das Zusammenspiel von Subjekten auf einem einzelnen Produktmarkt.
- Totalanalysen betrachten das simultane Zusammenwirken aller am Wirtschaftsprozess beteiligten Wirtschaftssubjekte.
Die Totalanalyse ist insbesondere Gegenstand der Makroökonomie. Sie widmet sich – meist unter Vereinfachung durch die Annahme eines Strebens nach einem Gleichgewichtszustand – der Finanzpolitik, Lohnpolitik oder Fiskalpolitik. Umgekehrt lassen sich makroökonomische Krisen wie Inflation, Depression oder Stagnation mithilfe einer Totalanalyse erklären.
Es gilt stets zu bedenken, dass die Trennung von Mikro- und Makroökonomie nicht immer eindeutig ist und beispielsweise die monetäre Theorie (Geldtheorie und Theorie der Geldpolitik), die Finanzwissenschaft, die Außenwirtschaftstheorie und die Verteilungstheorie Aspekte beider Teilbereiche aufweisen. Nichtsdestotrotz verlangen einige Hochschulen eine Spezialisierung auf eines der Themenfelder.
Hilfe im VWL-Studium
Das Studium der Volkswirtschaftslehre ist zweifelsohne eines der spannendsten überhaupt. Gerade am Anfang haben viele Studierende jedoch Probleme mit den teilweise sehr mathematischen Ansätzen. Bei Unterstützungsbedarf hilft unter Umständen eine unverbindliche Kontaktaufnahme bei unseren Experten.